Foto Thomas Andenmatten

Sie hören in einer Aufnahme von 1996 einen Ausschnitt aus dem Choral Nr 3 a-moll von César Auguste Franck, vorgetragen von Titularorganist Hilmar Gertschen.

Die Orgel wurde nach der Renovation der Kirche und der damit verbundenen Entfernung der oberen Empore im Jahre 1994 durch den Orgelbauer Hans Füglister in Grimisuat erbaut. Sie weist auf drei Manuale und das Pedalwerk verteilt vierzig Register auf und gehört somit zu den grössten Orgeln des Wallis. Speziell ist das Zweiunddreissigfuss Bassregister, dessen längste Pfeife zehn Meter misst. Zusammen mit Orgelexperte Rudolf Meyer aus Winterthur und Orgelbauer Norbert Julier von der Firma Füglister ist es gelungen, die technische Anlage der Orgel rein mechanisch, d.h. ohne jegliche elektronische Komponenten zu verwirklichen. Das Orgelgehäuse ist dem klassischen alpenländischen Typus nachempfunden, so wie er auch in unserer Region schon seit dem 17.Jahrhundert anzutreffen ist, für den Klang hingegen diente die französische Orgel des 18. und 19.Jahrhunderts als Vorbild.

Die Kollegiumsorgel erklingt manchmal zur Begleitung von Gottesdiensten, häufiger jedoch als Konzertinstrument bei Orgelmatineen und anderen Konzerten. Organisten aus dem In- und Ausland erteilen der Orgel und ihrem Erbauer immer wieder hohes Lob.

Wählen Sie nun die Nummern 6-8 und vernehmen Sie das Wichtigste zum Bau und zur Architektur der Kollegiumskirche.

Die Bauzeit der Kollegiumskirche zog sich über 22 Jahre hin. Dabei sind Fundamentlegungsarbeiten bereits 1665 und Dacharbeiten über Chor und Sakristei schon 1670 belegt. Ab 1672 zeichnete Bruder Heinrich Mayer, begnadeter Architekt und Mitglied der Gesellschaft Jesu, für den Bau verantwortlich. Bei der Übernahme sprach er von der Herausforderung, den bereits angefangenen, 4jochig geplanten Bau „in rechte Proportionen zu fügen“. Dessen ungeachtet erfolgte später eine Kürzung um ein Langhaus-Joch, was den anvisierten Raumeindruck empfindlich beeinträchtigte.

Mayer intensivierte die Bauarbeiten am Kirchenschiff. Das lässt sich an der Höhe der Lohnsumme an Baumeister Christian Bodmer ablesen. Die Kirche erhielt 1680 ihr Dach. Kurz darauf wurden die Emporen und das Gewölbe eingezogen sowie die Stukkaturen in Chor und Langhaus angebracht.

Die Kirche präsentiert sich als dreijochige Wandpfeilerhalle mit kurzem, ursprünglich wohl eine Stufe tiefer gelegenem Eingangsjoch und mit Längsemporen. Den eingezogenen, tiefen Chor flankieren Sakristeien und auf Emporenhöhe Oratorien. Trotz der wohl nur einstöckigen Westempore entspricht die Architektur dem Kirchenschema der Jesuiten der oberdeutschen Ordensprovinz. Die regionale Kirchenarchitektur kannte die spektakulär wirkende Auflösung der Langhauswände und den brückenartigen Emporenumgang bis anhin nicht.

Die Bauzeit der Kollegiumskirche in Brig liegt zwischen der Errichtung der Jesuitenkirche in Luzern und derjenigen in Solothurn. Strebte die Kirche in Luzern eine völlige Trennung von Haupt- und Nebenräumen und die Betonung der Flankenwände an, so fand die Kirche in Solothurn durch das Auflösen der Wand in der Langhausachse zu einer weitgehenden Verschmelzung dieser Räume. Den einzigen, die Wand betonenden Horizontalzug im Langhaus der Briger Jesuitenkirche bildet die Gebälkzone des Wandgliederungssystems, die gleichzeitig als Emporenbrüstung dient. Damit kommt Brig eine vermittelnde Rolle innerhalb der Sakralarchitektur der Schweiz zu.

Heute vermissen wir die barocke Stuckzier. Ein Erdbeben 1755, eine Feuersbrunst 1787 und die Invasion des französischen Heeres 1799 wirkten sich allesamt katastrophal aus. Es kam zu einem Chorgewölbeeinsturz, der Zerstörung der Westempore und dem Verlust der gesamten barocken Stukkaturen. Am besten geben heute die schweren Fruchtgirlanden an den Wappen der Chorbogenstirnwand und die lebhaften Gewölberosetten im Zwischenraum zur Hauptsakristei eine Ahnung dieser verlorenen barocken Pracht.

Auf den Wiederaufbau von 1788, der die besondere Raumatmosphäre im Stile Louis XVI schuf, weist das Chronogramm am Bogenscheitel. Die damaligen Bauverantwortlichen, die Gemeinschaft der Piaristen, liessen ihr Ordensemblem anstelle der Bischofsinsignien de Riedmatten im Chorgewölbe anbringen. Die Piaristen leiteten nach der Aufhebung des Jesuitenordens bis 1814 die Schule. Die Westempore mit ihrer kolossalen, toskanischen Pilasterordnung wurde 1822 neu errichtet, die schwarzen Bodenplatten 1830 verlegt.

Wer nun waren die Förderer und Gönner des Kirchen- und Kollegiumbaus – wählen Sie Nr. 8

Wappen erinnern an die wichtigsten Förderer des Kollegiumbaus. Links des Chorbogens das Wappen des Zendens Brig, rechts dasjenige des bedeutendsten privaten Gönners, Kaspar Stockalper. Über den Fenstern die Wappen der übrigen 6 Oberen Zenden, der heutigen Bezirke. Heute verschwunden sind das Wappen Bischof Adrians des V. de Riedmatten im Chorgewölbe und die Inschrift über seiner Hauptstiftung, dem Hochaltar.

Das offizielle Wappen des Département du Simplon an der Emporenbrüstung ist jünger und dokumentiert lediglich die kurze Zugehörigkeit des Wallis zu Frankreich in der Zeit Napoleons.

Um die wichtigsten Ausstattungsstücke kennenzulernen, wählen Sie die Nummern 9-11.

Der zweite Hauptsponsor, Bischof Adrian V. de Riedmatten, schenkte der Kirche in den 1690er Jahren die Kanzel aus einem gelbgeäderten Serpentin und zusammen mit seiner Familie die drei Altäre von Altarbauer Michael Schuster. Im Hauptgeschoss interpretieren alle Retabel den Entwurf des Hauptportales und schliessen seitlich mit in Voluten versenkten Palmwedeln. Während der gestelzte Auszug des Hochaltares auf eine jüngere Veränderung zu deuten scheint, schliessen die Seitenaltäre mit einer Volutenbekrönung. Das Ensemble ist in der barocken Retabelwelt des Oberwallis einzigartig, denn das Spiel von dunklem, geschliffenem Serpentin, marmorähnlichem hellem Stein und Vergoldungen findet hier nicht seinesgleichen.

Jeglicher silberner Figurenschmuck ist verloren gegangen. Heute stehen in der Predella des Hochaltares die Büsten der Kirchenväter Gregor des Grossen, Ambrosius, Augustinus und Hieronymus. Deren Ehrentitel „Kirchenväter“ weist sie als treue Bewahrer der Offenbarung aus. Die Figuren auf der Leuchterbank, Johannes, Markus, Lukas und Matthäus sind die Verfasser der Evangelien. Das Hochaltarblatt von Franz Josef Menteler von 1825 widmet sich „der Herabkunft des Heiligen Geistes an Pfingsten“. Sichtbar ist das Wirken des göttlichen Geistes in den gemalten Feuerzungen, die sich auf Maria und die Apostel niederlassen. Danach traten die Apostel die Verkündigung des Christentums an. Kirche und Kollegium stehen unter dem Schutz dieses „Spiritus Sanctus“.

Auf dem Ignatiusaltar zu Ihrer Linken malte Melchior Paul Deschwanden 1846 die „Verherrlichung der Missionierung durch den Ordensgründer Ignatius von Loyola“. Die fremdländischen Menschen stehen für das weltweite Bemühen der Jesuiten, das Christentum zu verkünden. Am rechten Seitenaltar ist mit dem „sterbenden Franz Xaver“ die Bitte um eine gute Sterbestunde verbunden. Dieses Gemälde in barocker Maltradition war 1818 eine Gabe des Paters Antoine Petitjean.

Die Predellen der Seitenaltäre bergen Reliquien. Der Reliquienkult, in der katholischen Kirche heimisch seit dem Frühchristentum, erlebte im Zuge der Gegenreformation eine Hochblüte. Die Altäre erhielten Gebeine der Märtyrer der Thebäischen Legion, des Petrus, der Katharina von Alexandrien und des Bischofs Willibald. Einige wurden in der Predella des Ignatiusaltares liebevoll zur Schau gestellt. Das erneute Aufleben der Reliquienverehrung dokumentieren im rechten Seitenaltar die erst 1828 gefassten Reliquien des hl. Auxilius.